Tinnitus

„Tinnitus aurium“ (lateinisch „das Klingeln der Ohren“) oder kurz „Tinnitus“, bezeichnet ein Symptom, bei dem der Betroffene subjektiv Geräusche wahrnimmt, die keine äußere, für andere Personen wahrnehmbare Quelle besitzen (subjektiver Tinnitus). Viele Betroffene empfinden das Ohrgeräusch als belästigend und belastend. Sie entwickeln Schlaf- und Konzentrationsstörungen oder gar Depressionen. Etwa 1,5 Millionen Mitbürger über 10 Jahre sind durch ihr Ohrgeräusch teils bis zur Unerträglichkeit gestört.

Für die Entstehung und Chronifizierung des Tinnitus gibt es zahlreiche Ursachen: Schädigungen der Haarnervenzellen im Innenohr z.B. durch Lärm oder Entzündungen, emotionale Belastungen wie Stress, Konflikte am Arbeitsplatz oder in der Familie, Ängste, Depressionen oder ein Hang zum Perfektionismus. Aber auch Funktionsstörungen der Halswirbelsäule, Kreislauf- oder Stoffwechselstörungen sind einige von vielen möglichen Auslösern.

Die normale Reaktion des Organismus auf neue, bisher unbekannte akustische Signale ist die Erhöhung der Aufmerksamkeit für dieses Geräusch (akustische Fokussierung). Auf Grund der engen anatomischen Beziehung von zentraler Hörbahn zum limbischen System (dem Sitz der Emotionen) erfolgt die Verknüpfung des Tinnitus mit Ängsten und vegetativen Störungen. Die akustische Fokussierung und die Angstbesetzung des Tinnitus sind die wichtigsten Gründe seiner Chronifizierung.

In der Betrachtung und Festlegung der individuellen Zielfindung finden sowohl die biologischen und psychologischen als auch die sozialen Einschränkungen besondere Beachtung.

  • Aufklärung über Entstehung des Tinnitus
  • Besserung des Umgangs mit dem Symptom Tinnitus
  • Ablenkung vom Symptom (Defokussierung)
  • Verbesserung der Teilhabe und funktionellen Leistungsfähigkeit (ICF)

Grundsätzlich werden klinisch stabile und damit rehabilitationsfähige Patienten in jedem Stadium des Tinnitus aufgenommen.

  • Schwere Depression mit Suizidalität. Eine vorherige medikamentöse Antidepressionstherapie durch einen Psychiater ist notwendig.
  • siehe auch unter allgemeine Kontraindikationen

  • ausführliches Erfragen der Krankengeschichte (Anamnese)
    • Erfassen des Tinnitus-Schweregrades (Fragebogen nach Göbel und Hiller) zu Beginn und am Ende der Reha-Maßnahme
    • Erfragen der Intensität, des Leidensdrucks sowie psychischer Symptome und Beeinträchtigungen (z.B. Schlafstörungen, innere Unruhe, Konzentrationsstörungen, Depressionen, Lärmüberempfindlichkeit, Hörprobleme)
    • ggf. Becksches Depressionsinventar
    • Erfassen des zeitlichen Ablaufs sowie bisheriger Therapien und Befunde
    • Erfassen der Symptomhäufigkeit, Einflussfaktoren und Dynamik der Beschwerden
    • Suchtanamnese (Alkohol, Zigaretten, Drogen, Medikamente)
    • Lärmtrauma
    • Familienanamnese, Sozial- und Berufsanamnese (Evaluation der Teilhabestörung im beruflichen und privaten Umfeld)
    • Erfassen sonstiger Begleiterkrankungen
    • WHO-5 Fragebogen zur Lebensqualität zu Beginn und am Ende der Reha-Maßnahme
    • erste Einschätzung der Ausprägung entsprechend ausgewählter ICF-Kategorien im fachspezifischen Befund

  • umfassende klinische Untersuchung
    • allgemeine Ganzkörperuntersuchung
    • orthopädische Untersuchung (Halswirbelsäule)
    • Feststellen von Begleitsymptomen (Arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus)
    • Kontrolle der peripheren Pulse
    • Blutdruckmessung, ggf. Langzeit-RR
    • ggf. Internistische Untersuchung bei entsprechender Fragestellung

  • In Abhängigkeit von Begleiterkrankungen, eingereichten/mitgebrachten Befunden und deren Aktualität:
    • Labordiagnostik
    • Untersuchung des HNO-Status durch unseren HNO-Arzt mit Trommelfellmikroskopie und Untersuchung des Nasenrachenraumes sowie des Kehlkopfes
    • Audiogramm und Tinnitus-Bestimmung (Analyse im Hinblick auf Frequenz, Lautstärke sowie residuale Inhibition) durch Hörakustiker
    • ggf. Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden Arterien

















Die Funktionsstörungen lassen sich - entsprechend ihres Ursprunges - auf akustischer und körperlicher Ebene sowie auf der Ebene der Wahrnehmungen und Verhaltensreaktionen therapeutisch beeinflussen.

Die erste brauchbare Therapie des chronischen Tinnitus war die Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) von Hazell und Jastreboff. Sie bestand aus einer intensiven Aufklärung und einer Anwendung von Geräuschgeneratoren (Noisern). Fichter, Goebel, Hiller und Biesinger wiesen 1996 auf die psychosomatischen Aspekte bei der Entstehung und Verarbeitung des chronischen Tinnitus hin. Sie erweiterten die TRT um Therapieelemente aus dem kognitiv-emotionalen Bereich.

Diese Arbeiten waren die Grundlage für eine ganzheitlich ausgerichtete Tinnitus-Rehabilitation, die in unserer Klinik von einem erfahrenen Ärzte-Team unter Leitung eines HNO-Arztes durchgeführt und in Zusammenarbeit mit der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. ständig weiterentwickelt wird:

  • intensive HNO-ärztliche Aufklärung im Einzelgespräch (Counselling)
  • Verordnung und Anpassung von Hör- und Kombigeräten zur akustischen Defokussierung und zur Korrektur einer evtl. Schwerhörigkeit in Zusammenarbeit mit unserem auf Tinnitus spezialisierten Hörakustiker
  • bei manifester Depression (nach Beck’schem Depressionsinventar) Verordnung von Antidepressiva

  • psychologische Therapie
    • bei Bedarf psychotherapeutische Einzelgespräche zur Aufdeckung von Belastungen im beruflichen und privaten Umfeld
    • psychologisch geführte Tinnitusgesprächsgruppe zum Abbau von Ängsten, Vermittlung praktischer Lebenshilfen, Aufmerksamkeitslenkung, Ausdruck von Gefühlen, Verarbeitung von Belastungen oder Kränkungen, Abbau innerer Unruhe, Verbesserung der Tinnitusakzeptanz
    • ein Entspannungsverfahren (progressive Muskelrelaxation nach Jacobson (PMR) oder Qi Gong oder Autogenes Training oder Imagination)
    • ggf. Hypnose (als Wahl-/Zusatzleistung)

  • Physiotherapie/balneophysikalische Maßnahmen
    • Krankengymnastik oder craniosacrale Therapie bei Wirbelsäulen- bzw. Schulter-Nackenbeschwerden
    • Massagen (klassisch oder Fußreflexzonenmassagen)
    • Wärmetherapie (Infrarot)
    • Entspannungsbäder

  • Sport- und Bewegungstherapie
    je nach Trainingszustand z.B.
    • Walking oder Nordic-Walking oder Jogging
    • Pilates oder Yoga oder Streching
    • medizinische Trainigstherapie
    • ggf. Terraintraining im Dünenwald und Terraintraining am Meer
    • Tanztherapie
    • Brandungswandern

  • edukative Maßnahmen
    • Vortrag über Tinnitusentstehung, Therapie (neurophysiologische Zusammenhänge der Weiterleitung, Verarbeitung, Filterung und Hemmung otoakustischer Signale, deren Verknüpfung mit dem emotionalen Bereich im limbischen System) und über die psychologischen Aspekte bei chronischem Tinnitus
    • ggf. Akupunktur (als Wahlleistung)

  • weitere Maßnahmen
    • sozialmedizinische Beratung über eventuelle Veränderungsmöglichkeiten besonders des Arbeitsplatzes
    • ggf. Akupunktur (als Wahlleistung)

Gemeinsam macht's mehr Spaß! - Warum bitten wir Sie zum Gruppentermin?

Unser 28-tägiges Tinnitus-Programm zielt darauf ab,

  • Sie im Umgang mit Ihrer Erkrankung zu unterstützen
  • Sie in die Lage zu versetzen, Ihre Erkrankung zu bewältigen
  • Sie zu befähigen, Ihre eigenen Kräfte zu aktivieren

Ganz nach dem Motto "Gemeinsam wird‘s leichter..." ermöglichen wir Ihnen daher die Teilnahme an einem Tinnitus-Rehabilitationsprogramm in einer festen Gruppe. Im Rahmen unseres Tinnitus-Programms nehmen Sie u.a. an einer Gesprächsgruppe mit Menschen teil, die sich in einer ähnlichen Lage befinden wie Sie und von deren Erfahrungen und Lösungsversuchen Sie profitieren können. Sie erfahren eine andere Sichtweise auf Ihre ganz persönliche Situation und erleben durch die Gruppenmitglieder Verständnis und Unterstützung. So haben Sie unter Gleichgesinnten nicht mehr das Gefühl, mit Ihren Herausforderungen allein zu sein.

Das Tinnitus-Programm enthält eine Abfolge speziell aufeinander abgestimmter Bausteine, bestehend aus Vorträgen, der bereits erwähnten psychologischen Gesprächsgruppe, Entspannungsverfahren, bewegungstherapeutischen Anwendungen sowie einer audiometrischen Untersuchung und Beratung durch einen Hörgeräteakustiker. Ergänzend zur Gesprächsgruppe können Sie selbstverständlich auch in einem Einzelgespräch mit einem unserer Psychologen Ihre persönliche Situation erörtern. Auf diese Weise ergänzen sich die einzelnen Module unseres Tinnitus-Programms ideal.

Das Tinnitus-Programm enthält eine Abfolge speziell aufeinander abgestimmter und in Folgenden aufgeführter Bausteine:
  • themenspezifische Vorträge
  • die bereits erwähnte psychologische Gesprächsgruppe
  • Entspannungsverfahren
  • bewegungs- und physiotherapeutischen Anwendungen
  • ärztliche Untersuchung durch unseren Reha- sowie den HNO-Arzt
  • audiometrische Untersuchung und Beratung durch einen Hörakustiker
  • Ergänzend zur Gesprächsgruppe können Sie selbstverständlich auch in einem Einzelgespräch mit einem unserer Psychologen Ihre persönliche Situation erörtern.

  • Auf diese Weise ergänzen sich die einzelnen Module unseres Tinnitus-Programms ideal. Um diesen vertrauensvollen Rahmen zu schaffen und um diese Anwendungs- und Beratungsdichte effizient nutzen zu können, sind unsere Tinnitus-Gruppen auf maximal 8 Teilnehmer begrenzt. Deshalb empfehlen wir Ihnen, zu einem der nachfolgenden Gruppentermine anzureisen. Die Anmeldung zu einem Gruppentermin sollte rechtzeitig erfolgen, um sicher zu gehen, noch einen Platz zu erhalten.

    Sollten Sie zu einem anderen Zeitpunkt als zu einem Gruppentermin anreisen, ist ein nachträglicher Einstieg in unser Tinnitus-Programm nicht möglich. Denn der Start auf gleichem Wissensstand, der Austausch in der Gruppe von Beginn Ihres Aufenthaltes an und das gemeinsame Erlernen von Techniken sind grundlegend, um Ihre persönlichen Behandlungsziele zu erreichen.

    Sie können allerdings außerhalb des Tinnitus-Programmes und je nach verfügbaren Kapazitäten selbstverständlich ganz regulär gemäß Ihrem Beschwerdebild behandelt werden.

    Um an unserem Tinnitus-Programm teilzunehmen, stehen Ihnen in 2024 folgende Anreisetermine zur Verfügung (Änderungen vorbehalten):
    • 08. - 10.01.2024
    • 05. - 07.02.2024
    • 04. - 06.03.2024
    • 01. - 03.04.2024
    • 29.04. - 01.05.2024
    • 27. - 29.05.2024
    • 24. - 26.06.2024
    • 19. - 21.08.2024
    • 16. - 18.09.2024
    • 14. - 16.10.2024
    • 11. - 13.11.2024

Medizinische Fragen?

Bei medizinischen Fragen stehen Ihnen unser Ärzte und Therapeuten gerne zur Verfügung.

Ines Sprenkmann
Fachärztin für Allgemeinmedizin
ärztliche Direktorin
Tel.: 04863 / 86 - 0
E-Mail: info@gesundheitsklinik.com

GesundheitsKlinik Stadt Hamburg GmbH

Im Bad 35 · 25826 St. Peter‑Ording

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